Eine für alle – wie eine kleine Kapelle zur Begegnungsstätte wurde

    „Die Kirche war zugewuchert, alle Scheiben außer die des runden Fensters über dem Altar waren eingeschlagen. Der Fußboden war kaputt, Vögel nisteten im Inneren. Die Mauern hatten Risse, da konnte man die Faust durchstecken.“ – so beschreibt Uwe Transchel, Initiator der Restaurierung der evangelischen Gustav-Adolf-Kapelle in Witterda, den Zustand, in dem er das Bauwerk einst vorfand.

    Die Entstehung der Kirche reicht bis ins Jahr 1890 mit der Grundsteinlegung zurück. Im Jahr darauf wurde sie eingeweiht. Die Baukosten beliefen sich einst auf 18.000 Mark, die vorrangig vom Gustav-Adolf-Werk getragen worden waren. Das Gustav-Adolf-Werk wurde 1832 als Stiftung gegründet und unterstützt seitdem evangelische Gemeinden in allen Teilen der Welt. Es ist das älteste evangelische Hilfswerk in Deutschland.*

    1976 wurden einige Reparaturarbeiten am Schornstein und am Dach ausgeführt, aber 1990 – hundert Jahre nach ihrer Errichtung schließlich wurde sie wegen Einsturzgefahr baupolizeilich gesperrt . Der innere Rundbogen über dem Nordfenster war herunter gebrochen.

    Es wurden Angebote zur Sanierung eingeholt. Der finanzielle Aufwand war hoch und deshalb sollte die Kapelle verkauft werden, beschloss damals der Gemeindekirchenrat. Da lag bereits ein Angebot von privaten Interessenten vor, die Kirche zu kaufen. Architekten wollten hierin Büro und Wohnung vereinen. Am 11. April 1997 wurde die Gustav-Adolf-Kapelle unter Denkmalschutz gestellt. Was folgte, waren gründliche Überlegungen und manch schlaflose Nacht. Dann nahm das Projekt – oder fast schon Abenteuer – seinen Lauf. Es sollte rund 20 Jahre währen.

    Am 29. September 1999 wurde die Satzung des Fördervereins verabschiedet : „Ziel und Zweck des Vereins ist die Förderung der Sicherung, Sanierung und Restaurierung der Gustav-Adolf-Kapelle Witterda … sowie die Durchführung geistig wissenschaftlicher und kultureller Veranstaltungen …sowie die Entfaltung einer offenen Jugendarbeit. Des weiteren soll die geistig-wissenschaftliche Lehre und Forschung speziell unter ökumenischem Aspekt, also religions- und konfessionsübergreifend gefördert werden. Durch die unterschiedlichen Veranstaltungen … soll die Kapelle als Begegnungsstätte für alle Bürger dienen.“**

    Der Förderverein machte mit Unterstützung vieler ortsansässiger Firmen und privater Initiativen der Bürger in unermüdlicher Arbeit die Kapelle zu einem bemerkenswerten architektonischen Kleinod.

    Zunächst galt es, die Grund- und Außenmauern zu sichern. Im Inneren wurden tragenden Deckenbalken teilerneuert, neue Elektrik installiert, 2003 schließlich die Orgel demontiert und eingelagert, die bleiverglasten Fenster restauriert, eine Teeküche und Toiletten eingebaut. Die Wände wurden von bröckelnden Putz befreit. Zum Vorschein kamen Ornamente eines Deckenfrieses, das es in seinen Fragmenten zu erhalten galt. Sowohl für die Fugen als auch für den Putz war eine Analyse des verwendeten Mörtels vonnöten. Das Amt für Denkmalschutz begleitete die Sanierung und achtete strikt auf die Verwendung der richtigen Materialien. 2005 wurde Laminatfußboden verlegt – ein Kompromiss, den das Amt tolerierte, weil der eigentlich geforderte Holzfußboden die finanziellen Möglichkeiten der Vereins dann endgültig gesprengt hätte.

    Im Inneren wurde zudem eine Empore gebaut, auf fünf Meter lange Stahlträger gelegt. Um eine neue Eingangstür zu erhalten, wurde das kostenlos angefertigte Meisterstück eines angehenden Tischlermeisters verwendet. Das Material allerdings musste der Verein zur Verfügung stellen und der Gemeinderat übernahm auf Antrag dafür die Kosten. 

    Was folgte waren eine Dachsanierung, die Installation einer Photovoltaik-Anlage, die Anschaffung einer Orgel und vieles andere mehr. Vor allem aber hat der Förderverein eines geschafft – die sanierte Gustav-Adolf-Kapelle ist nicht nur ein bemerkenswertes architektonisches Kleinod, sie ist zu einer echten Begegnungsstätte für die Menschen im Ort und ihrer Gäste geworden. Vernissagen von Malerinnen und Malern aus der Region, Konzerte lokaler wie weit gereister Musiker, Kabarettabende, Buchlesungen, Diavorträge, Seminare, Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche und das nunmehr  alljährliche Kapellenfest mit ökumenischem Gottesdienst gehören ebenso zum Leben der Kapelle wie Gottesdienste, Taufen und Trauungen.

    *Quelle: www.gustav-adolf-werk.de 

    ** Auszug aus der Satzung des Fördervereins der Gustav-Adolf-Kapelle

    Autor: B. Köhler   Fotos neu: S. Forberg

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